Nach der Schule stehen viele Türen offen. Berufe ähneln sich manchmal sehr und es ist nicht immer leicht, sich für den richtigen Beruf zu entscheiden. Hier werden einmal die Unterschiede zwischen Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Volkswirtschaftslehre (VWL) aufgezeigt.
Wirtschaftsberufe im Allgemeinen
Es gibt keinen Wirtschaftszweig, der nicht kaufmännisch verwaltet werden muss und der nicht von allgemein gültigen Wirtschaftsthemen betroffen ist. Dies beginnt bei der Kalkulation, Buchhaltung, Controlling und geht weiter über Personalwesen und Marketing. Das bedeutet, dass einige Kenntnisse in den unterschiedlichen Studiengängen oder Berufsausbildungen in allen Berufsbildern vermittelt werden. Spezifische Kenntnisse, die sich auf Branchen oder Arbeitsschwerpunkte beziehen, werden hingegen in den Fachausbildungen oder -studiengängen vermittelt.
Kaufmännische Berufe
Wie facettenreich kaufmännische Tätigkeiten sind, zeigt die Liste der kaufmännischen Berufe. Allein der Verkäufer im Einzelhandel kann zahlreiche Spezialisierungen benötigen. Schließlich macht es einen Unterschied ob er im Fitnessstudio Nahrungsergänzungsmittel oder in der Musikalienhandlung ein Klavier verkauft.
Die Arbeitsagentur listet derzeit etwa 50 kaufmännische Berufe auf, die mittels Ausbildung erlernt werden können. Zu fast jedem Beruf gibt es einen Fachwirt, der mit einer Fortbildung oder einem Studium erworben wird.
Junge Menschen bevorzugen inzwischen den Weg, sich eine fundierte Ausbildung angedeihen zu lassen und später berufsbegleitend zu studieren. Besonders beliebt bei Kaufleuten
sind die Weiterbildung BWL oder VWL die von verschiedenen Bildungsdienstleistern angeboten werden und im Betriebswirt BA oder Volkswirt VWA münden.
Betriebswirtschaft oder Volkswirtschaft
Beide Fachgebiete sind den Wirtschaftswissenschaften zuzuordnen. Die Unterschiede leiten sich im Wesentlichen schon aus der Bezeichnung ab. So befasst sich die Betriebswirtschaftslehre mit den Abläufen und Zusammenhängen in einem Unternehmen (Betrieb) und die Volkswirtschaftslehre sieht die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.
BWL
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Bezug zu einem Unternehmen
- Regelt innerbetriebliche Angelegenheiten
- Unterteilung in Einkauf, Logistik, Marketing, Controlling etc.
- Analysen und Auswertungen unternehmensbezogen
- Hilft betriebliche Entscheidungen zu treffen
VWL
- Bezug zur Gesamtwirtschaft in einem Wirtschaftsraum (Land oder Wirtschaftsgemeinschaften)
- Volkswirtschaftliche Analysen (Bruttosozialprodukt, Inflation, staatlich geregelte Abgaben/ Steuern)
- Hilft politische Entscheidungen zu treffen
Inhaltlich sind sich bestimmte Sachverhalte sehr ähnlich. Sie werden nur entsprechend auf das Unternehmen oder die Volkswirtschaft übertragen.
Betriebswirtschaft – beste Basis für die Arbeit in Wirtschaftsberufen
Betriebswirtschaft bietet sich vor allem für Unentschlossene als Fachrichtung an. In dieser Qualifizierung werden alle wirtschaftlichen Themen angerissen. Damit gelten Betriebswirte als Allrounder in Unternehmen. Selbst das Thema VWL wird in Grundzügen behandelt, daneben vor allem Personalwesen, Marketing, Rechnungswesen, Logistik, Buchhaltung etc.
Absolventen können während des Studiums für sich herausfinden, ob sie sich spezialisieren wollen und wenn ja, in welche fachliche Richtung die Weiterentwicklung gehen soll. Oft ergeben Praxiseinsätze Einblicke in spannende Unternehmensbereiche und wecken den Wunsch nach einer weiteren Qualifizierung.
Voraussetzungen für ein Wirtschaftsstudium
Für die Studiengänge der Wirtschaftswissenschaften sind vor allem Interessenten geeignet, die eine gewisse Zahlenaffinität haben, in der Lage sind, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und die Auswirkungen einzelner Faktoren auf den Gesamterfolg erfassen können. Kommunikation in Mutter- und Fremdsprachen sollte gewünscht sein. Je nach Einsatz im beruflichen Alltag, geht es nicht ohne Kommunikationsfreude und -kompetenz (Einkauf/Verkauf z.B.).
Wirtschaft und Politik haben sehr viele Berührungspunkte, daher ist ein gewisses Interesse an Politik von Vorteil. Dies sollte bei der Wahl des Faches Volkswirtschaft noch stärker ausgeprägt sein, als für die Betriebswirtschaft.
Als Zulassungskriterium für ein Studium an Universitäten gilt in der Regel das Abitur. Berufsakademien und andere Bildungsanbieter erkennen aber auch die Fachhochschulreife an oder sehen in einer kaufmännischen Ausbildung und einem gewissen Maß an Berufserfahrung die Eignung als gegeben.
Egal für welches Studienfach die Entscheidung fällt, die nächste Frage ist in der Regel die, wie ein
Studium oder das Leben neben dem Studium finanziert werden können.
Berufsbegleitend studieren
Für ein Studium neben einem Job bieten sich zwei Möglichkeiten an. Die eine ist das Duale Studium. Hier werden während des Studiums praktische Anteile in einem Unternehmen geleistet, die vergütet werden. Anbietende Unternehmen zahlen in der Regel auch die Studien- und Prüfungsgebühren und stellen ihre Werksstudenten für bestimmte Lernzeiten, Theorie und Prüfung frei. Hierfür können Unternehmen auf Fördertöpfe zugreifen.
Mit dem Qualifizierungschancengesetz gibt es aber auch für private Interessenten die Möglichkeit, sich ein Studium fördern zu lassen. Dies kann dann als Fernstudium absolviert werden.
Berufliche Weiterbildung wird inzwischen vermehrt online angeboten, so dass Zeiten für Fahrten entfallen und ein ortsunabhängiges Lernen möglich wird.
Das Image von Abschlüssen
Lange wurde das Universitätsstudium in Wirtschaftsfächern höher angesehen, als das Studium an einer Berufsakademie o.ä. Inzwischen wurden viele Berufe neu geregelt und die Fachwirtabschlüsse dem Bachelorniveau zugeordnet. Für Absolventen ist dies ein Gewinn in mehrfacher Hinsicht. Studieren war lange auch eine Frage des Geldes. Wer seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten musste, brauchte für das Studium oft länger als Studenten die von Eltern oder Angehörigen finanziell gefördert wurden. Es wurde nicht anerkannt, dass eine Doppelbelastung bewältigt wurde, sondern nur gesehen, dass das Studium länger dauerte. Die
neuen Angebote in der Bildungswelt wie Fern- und Onlineweiterbildungen ermöglichen es, neben dem Beruf zu studieren und stellen den erfolgreich erlangten Abschluss über die Studiendauer. Gerade Fernakademien bieten sogar einen zeitlichen Spielraum, der es Interessenten ermöglicht, Lernen und Leben unter einen Hut zu bringen. Erziehende haben es so leichter, die Auszeiten mit Weiterbildungen zu verbinden. Die Kombination aus Gehalt und Förderung für Weiterbildung ermöglicht es auch Menschen mit kleinerem Einkommen, ihre beruflichen Ziele zu verfolgen.
Zudem wandelt sich auch die Sicht auf den sogenannten zweiten Bildungsweg. Es ist in der Regel schwieriger zu lernen, wenn Lernphasen in Schule, Berufsschule oder Studium unterbrochen wurden. Vor allem die schrittweise Erlangung von Abschlüssen wird eher als Erfolg gesehen, als vor ein paar Jahren. Das Image, dass nur Schul- bzw. Lernversager den zweiten Bildungsweg nutzen, ist überholt. Lebenslanges Lernen und die Akzeptanz, dass jeder seinen individuellen Weg wählt, um zum Erfolg zu kommen, sind an der Tagesordnung. Dieser Wandel ist unter anderem auch dem Fachkräftemangel zu verdanken. Woher sollen Fachkräfte kommen, wenn nicht aus allen Schichten der Gesellschaft?
Fazit: Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sind die beliebtesten Fortbildungen bzw. Studiengänge der Wirtschaftswissenschaften. Die Unterschiede leiten sich bereits aus den Begriffen ab. Während sich die Betriebswirtschaftslehre auf alle wirtschaftlichen Belange eines Unternehmens ausrichtet, ist die Volkswirtschaft auf die Gesamtwirtschaft eines Wirtschaftsraums fokussiert. Spannend sind beide Bereiche, die Betriebswirtschaftslehre kann als Basis für fast alle spezifischen Fachrichtungen gesehen werden.