Schulfächer in den USA: Was ist AP Psychology, Speech & Debate & Co?

Veröffentlicht: 24.9.2025

Wer schon einmal amerikanische High-School-Filme gesehen hat, kennt die typischen Szenen: Schüler diskutieren hitzig in einem Debate-Team, andere analysieren in Psychology-Kursen menschliches Verhalten oder präsentieren selbstbewusst vor der ganzen Klasse. Doch was steckt wirklich hinter diesen Fächern, die es in deutschen Schulen so nicht gibt?

Advanced Placement Kurse: College-ähnliches Niveau in der High School

Das Herzstück des anspruchsvollen amerikanischen Schulsystems sind die Advanced Placement (AP) Kurse. Diese Fächer entsprechen dem ersten Studienjahr an amerikanischen Universitäten und ermöglichen es motivierten Schülern, bereits in der High School College-Credits zu sammeln.

AP Psychology ist dabei besonders beliebt. Schüler lernen hier die Grundlagen der Verhaltens- und Kognitionspsychologie kennen. Sie beschäftigen sich mit berühmten Experimenten wie dem Stanford Prison Experiment, analysieren Lerntheorien und untersuchen psychische Störungen. Der Kurs bereitet intensiv auf die nationale AP-Prüfung jährlich im Mai vor – wer hier gut abschneidet, kann sich später Credits an der Universität anrechnen lassen. Für Schüler, die ein Auslandsjahr in Amerika verbringen, bietet AP Psychology einen faszinierenden Einblick in die amerikanische Herangehensweise an Sozialwissenschaften.

Weitere populäre AP-Fächer sind AP History (mit detaillierter Analyse historischer Quellen), AP Biology (mit eigenen Laborexperimenten) oder AP Calculus (höhere Mathematik). Insgesamt gibt es über 30 verschiedene AP-Kurse – von Kunstgeschichte bis hin zu Computerprogrammierung.


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Speech & Debate: Rhetorik als Schulfach

Ein echtes Highlight des amerikanischen Schulsystems ist Speech & Debate. Dieses Fach trainiert systematisch Rhetorik, kritisches Denken und Argumentation. Schüler lernen verschiedene Debattierformate kennen: vom klassischen Policy Debate mit stundenlanger Recherche bis hin zu spontanen Public Forum Debates zu aktuellen Themen.

Das Besondere: Speech & Debate ist oft mit einem starken Wettkampfcharakter verbunden. Teams reisen zu regionalen und nationalen Turnieren, sammeln Punkte und kämpfen um Scholarships für die Universität. Typische Disziplinen sind "Original Oratory" (selbstgeschriebene Reden), "Dramatic Interpretation" (schauspielerische Darbietungen) oder "Congressional Debate" (Simulation des US-Kongresses).

Die Fähigkeiten aus Speech & Debate sind hochgeschätzt: Viele spätere Politiker, Anwälte und Führungskräfte haben ihre Karriere in High-School-Debate-Teams begonnen.

Praktische Fächer: Career and Technical Education

Anders als in Deutschland gibt es in amerikanischen High Schools eine Vielzahl praktischer Fächer unter dem Sammelbegriff Career and Technical Education (CTE). Schüler können sich schon früh spezialisieren:
  • Automotive Technology: Vom Ölwechsel bis zur Motorinstandsetzung
  • Culinary Arts: Professionelles Kochen mit eigenen Restaurants in der Schule
  • Digital Media: Videoproduktion, Grafikdesign und Social Media Marketing
  • Health Sciences: Vorbereitung auf medizinische Berufe mit echten Praktika
  • Business Management: Gründung echter Schülerfirmen mit Gewinn und Verlust
Diese Fächer sind praxisorientiert und oft mit lokalen Unternehmen vernetzt. Schüler absolvieren Praktika, erhalten Zertifikate und können direkt nach der High School in den Beruf einsteigen.

Kreativität und Sport: Mehr als nur Nebenfächer

Amerikanische Schulen legen großen Wert auf kreative Entfaltung. Theatre Arts bietet nicht nur Schauspielunterricht, sondern umfasst Bühnenbild, Kostümdesign und Technik. Viele Schulen haben eigene TV-Studios für Broadcasting-Kurse oder professionelle Musikstudios. Im Sportbereich gibt es weit über 20 verschiedene Disziplinen – von Wrestling über Lacrosse bis hin zu Cheerleading als anerkanntem Sport mit nationalen Meisterschaften.

Ein System der Möglichkeiten

Das amerikanische Schulsystem bietet durch seine Wahlfreiheit und Spezialisierungsmöglichkeiten einen anderen Ansatz als das deutsche System. Während deutsche Schüler eine breitere Allgemeinbildung erhalten, können amerikanische Schüler früh ihre Interessen und Talente vertiefen. Beide Systeme haben ihre Berechtigung – und für deutsche Austauschschüler ist die amerikanische Vielfalt oft eine bereichernde Erfahrung.